Widersprüchliche Angaben gab es gestern über einen Störfall auf dem MHD-Gelände in Hüttenheim. Zunächst hatte ein Anrufer die WAZ-Redaktion darüber informiert, dass nach seinen Beobachtungen dort fast eine halbe Stunde lang stark mit Schwermetallen belastetes Wasser aus der früheren Kläranlage in den Rhein geflossen sei.
MHD-Betriebsleiter Martin Franksen bestätigte diese Darstellung. Zwischen 10.16 Uhr und 10.42 Uhr hätten dort tätige Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) ungewollt belastetes Wasser aus dem "Eindicker 2" der früheren MHD-Kläranlage in den "Eindicker 1" geleitet und diesen dadurch zum Überlaufen gebracht. Daraufhin seien etwa 200 Kubikmeter über eine offene Ablaufrinne in den Rhein geflossen. Dies hätten Mess-Diagramme ergeben. Franksen betonte, dass die etwa 30 MHD-Mitarbeiter, die noch auf dem Gelände arbeiten, nichts mit dem Vorgang zu tun hätten. Und: "Wenn uns das passiert wäre, hätte man uns den A... aufgerissen."
Eine ganz andere Sicht der Dinge haben die Wirtschaftsbetriebe. Nach Angaben von Hans-Peter Becker, dem Geschäftsbereichsleiter Stadtentwässerung, gehen von dem Vorfall "keinerlei Gefahren für irgend jemanden" aus. Es seien auch nicht 200 Kubikmeter Wasser geflossen, sondern "höchstens eine Hand voll". Durch eine "kleine Ungeschicklichkeit", so Becker, habe ein Schieber nicht richtig geschlossen. Die Sache habe höchstens zehn Minuten gedauert. Das in die Kanalisation geleitete Wasser habe "etwas erhöhte Zinkwerte" aufgewiesen, sei damit insgesamt gering belastet gewesen.
Becker gibt zu bedenken, dass es sich bei der Anlage von MHD ja nicht mehr um eine Kläranlage, sondern um eine Abwasserbehandlungsanlage handle. Das Niederschlagswasser werde dort gesammelt und beruhigt. Feste Bestandteile könnten sich so am Boden niederschlagen. Anschließend werde das Wasser kontrolliert abgegeben. Nur bei Starkregen erfolge der Überlauf in den Rhein. kie/mkw
Für die MHD-Betriebsführung kam der Störfall auf dem Gelände der Metallhütte Anfang der Woche nicht überraschend. Dass belastetes Regenwasser in den Rhein fließen konnte, sehen die Experten als Folge des Betriebs einer nicht erprobten Anlage. So stellt sich für die MHD-Betriebsführung auch nicht die Frage einer Schuldzuweisung. Martin Franksen: "Die Wirtschaftsbetriebe können ihren Job gar nicht erledigen, weil die Anlage nicht das Leistungsvermögen hat."
Seit die Kläranlage abgeschaltet worden ist, entfällt die physikalisch/chemische Behandlung des Wassers. Da auch das Gelände nicht von Schadstoffen befreit ist, muss auch das Regenwasser zwangsläufig belastet sein, bevor es ins städtische Kanalnetz geleitet wird.
Sollte 20 Stunden lang ein leichter Regen niedergehen - in der kommenden Jahreszeit sehr wahrscheinlich - entsteht ein zusätzliches Problem. Die Eindicker laufen voll. Franksen: "Permanent gelangen 100 cbm Regenwasser pro Stunde ins System. Es können aber nur sieben Liter pro Sekunde über das städtische Netz entsorgt werden. Das ungeklärte Wasser läuft direkt in den Rhein." Es sei nicht auszuschließen, so Franksen, dass die Wassermenge um das 15-fache über der Menge liege, die entsorgt werden könne.
Der Ablauf aus dem Eindicker in den Rhein kann nicht gestoppt werden, da die Alternative bedeutete: Land unter auf dem Hüttengelände. Dann, so Franksen, könnte das Oberflächenwasser in alle Produktionsanlagen eindringen. Die MHD-Betriebsführung ist verpflichtet, das Regenwasser so sauber zu halten, dass die Werte stimmen. Das ist jedoch nur möglich, wenn alle Anlagen vorher gereinigt sind. Erfolgt eine gründliche Reinigung, könnte bei Regen das dann besonders stark belastete Wasser aber nur mit Hilfe der Kläranlage entsorgt werden. Die aber ist auf Anordnung des Landes abgeschaltet worden. Eine Rechnung, die nach Meinung der MHD-Leute nicht aufgeht.
Die MHD-Führung hatte Vorschläge ausgearbeitet, die laufenden monatlichen Kosten für den Betrieb der Kläranlage auf 130 000 E zu senken. Bis heute hat das Land schon knapp 500 000 E in den Bau der Abwasserleitung ins städtische Netz gesteckt. Bei einem Weiterbetrieb der Kläranlage hätte auch längst die Schwefelsäureanlage gereinigt werden können. So aber bleibt sie ein Pulverfass. Martin Franksen: "Wir wären schon Monate weiter, wenn richtig gehandelt worden wäre."
11.11.2005 Von Klaus Johann (Quelle WAZ online 11.11.05)
KOMMUNIKATION / In einem Internetforum können Arbeitslose ihre Erfahrungen austauschen und nach Stellenangeboten suchen.
Einen neuen Arbeitsplatz zu finden, ist häufig sehr schwer. Stellenanzeigen sind rar, die Arbeitssuchenden zu alt oder für den entsprechenden Job nicht qualifiziert. So ergeht es zumindest einigen der ehemaligen Mitarbeiter der Firma Sudamin MHD, die mit ihrer Insolvenz Mitte des Jahres über 300 Leute entlassen musste.
Um mit seinen damaligen Arbeitskollegen Erfahrungen auszutauschen, errichtete Ralf Wilke ein Internetforum. Seit Anfang August haben sich bereits 70 der ehemaligen MHD´ler angemeldet und stehen in ständigem Kontakt. "Dieses Forum hilft uns ungemein", erklärte der Nutzer Volker Thiele. "Am Anfang halfen wir uns gegenseitig Bewerbungen zu schreiben." Schließlich verlerne man so etwas nach einigen Jahren praktischer Berufserfahrung. "Mittlerweile geht es mehr um die Stellenangebote, die unsere Mitglieder veröffentlichen", so Thiele.
MHD´ler treffen sich einmal im Monat
Sehr engagiert zeige sich der ehemalige MHD-Betriebsleiter Bruno Schmitz (wir berichteten mehrfach). "Durch seine Stellung kennt er natürlich etliche Leute, die qualifizierte Kräfte suchen, aber noch keine Jobanzeige in der Zeitung oder beim Arbeitsamt aufgegeben haben", lobte Uwe Köbke, ein weiterer Nutzer, die Unterstützung die Schmitz seinen damaligen Arbeitskräften entgegenbringt.
Obwohl die Arbeitssuche das Thema Nummer eins des Forums ist, werden natürlich auch viele persönliche Probleme, wie eine unbeantwortete Bewerbung oder das Auskommen mit weniger Geld, diskutiert. Hinzu kommen die monatlichen Treffen der ehemaligen MHD´ler im DGB-Haus. Die nächste Zusammenkunft ist am Dienstag, 29. November, um 17 Uhr.
Wer Interesse am Internetforum bekommen hat, kann sich gerne mal einloggen. Die Adresse lautet: http://www.industrie-meister.de.vu. (ker)
Bei der Sanierung des Geländes der stillgelegten MHD-Metallhütte in Wanheim macht die Stadt Tempo: Am Mittwoch soll gemeinsam mit der Hafen-Tochtergesellschaft Logport die Förderung aus EU-Kassen beantragt werden.
Damit sei gewährleistet, so Umweltdezernent Dr. Peter Greulich gestern im Umweltausschuss, dass die Förderung für die Sanierung des 26 Hektar großen Geländes noch in diesem Jahr bewilligt werden kann. Ein Sanierungsplan sei bereits in Arbeit.
Die Zeit drängt. Denn aus dem Programm, das einen solchen Umbau eines mit Altlasten gespickten Geländes zu dem geplanten Logistikstandort ermöglicht, fließen nur noch bis Ende 2008 die erhofften Mittel. Immerhin, so Greulich, gehe es bei der Maßnahme um rund 50 Mio Euro: "Wir müssen in die Hände spucken."
Während Logport das eigentliche Werksgelände nutzen möchte, wird die Stadt die ebenfalls problembelastete MHD-Deponie erwerben. Sie soll so gesichert werden, dass nicht länger das Grundwasser mit Schadstoffen belastet wird. Kalkulierte Kosten für die Sicherung: 7 Mio Euro.
Vor dem Ausschuss wehrte sich Greulich gegen die vor allem von Seiten der SPD vorgebrachte Kritik an den bisherigen Sicherungsarbeiten auf dem Hüttenareal: "Wir versuchen, das Problem zu lösen - mit großem Ehrgeiz und hohen Kosten." Aber der Dezernent räumte ein, dass noch nicht alles so laufe, wie gewünscht: "Wir haben noch Probleme bei der Abwasserqualität." Doch bei dem Wasser, das in den Rhein fließt, so Greulich, würden alle Grenzwerte eingehalten. mo
UMWELTAUSSCHUSS / Dezernent Greulich weist Vorwürfe zurück und klagt Besitzer an.
Die Pleite von Sudamin-MHD in Wanheim, der früheren Zinkhütte, und die dann festgestellten Umweltbelastungen bewegen seit Wochen die Gemüter. Offensichtlich auch das von Umweltdezernent Peter Greulich. Denn in der gestrigen Sitzung des Umweltausschusses nahm sich der Dezernent das Wort, um "in eigener Sache" und "zur Sache" zu reden. Und das deutlich.
Zunächst wehrte sich Greulich gegen Vorwürfe, die nicht zuletzt aus der SPD gegen ihn, den OB und die städtische Verwaltung gerichtet worden seien. Greulich an die Adresse von SPD-Ratsherr Theo Peters: "Die SPD schlägt auf die Verwaltung ein - das ist weder fair gegen mich und den OB wie auch in der Sache nicht adäquat." Die Werksbetreiber hätten den Schaden in einer "Mischung als Feigheit, Ignoranz und krimineller Energie" verursacht. Die Behörden müssten jetzt "eine Brühe beseitigen, die uns Leute in über 100 Jahren hinterlassen haben", so Greulich. Man sei in Umweltauflagen "nicht schlampig" gewesen, "das waren andere". Später betonte der Dezernent, dass für Kontrollen und Überwachung das Landesumweltamt und die Bezirksregierung verantwortlich seien, da sie diese Anlage nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zu kontrollieren hätten.
Zur Sache hieß es, dass die Abwasser-Belastung inzwischen weitgehend in Ordnung sei, es aber Belastungsspitzen bei Zink, Cadmium und Blei gebe sowie einen unklaren "nächtlichen Säureanstieg".
Wichtig: In den nächsten vier Wochen müsse über die Beseitigung der Schadstoffe, die Sanierung des Geländes (Kosten bis zu 50 Mio. E) und eine neue Nutzung entschieden werden. Die Hafen AG sei in Gesprächen. Um EU-Mittel zu bekommen, müssten sofort Anträge gestellt werden. (ama)
Der Streit um die Abwasser-entsorgung auf dem MHD-Gelände geht weiter. Jetzt sieht auch das Staatliche Umweltamt (StUa) die Gefahr, dass bei Regen Schlämmme oder daraus gelöste Bestandteile in die öffentliche Kanalisation oder in den Rhein gelangen können. Zur Gefahrenabwehr seien im Bereich der Schwefelsäureanlage Absaug-, Reinigungs- und Entsorgungsmaßnahmen erforderlich. Erkenntnisse, die Insolvenzverwalter Dirk Hammes und die MHD-Betriebsführung schon vor drei Monaten in ihrem Risikokataster gewonnen hatten. Auch das StUa ist der Meinung, dass das saure und metallhaltige Wasser zu Schäden in der biologischen Reinigungsstufe der Huckinger Kläranlage führen kann. Dabei sind in letzter Zeit häufiger extreme Ph-Werte festgestellt worden. Die Ursache liegt vermutlich in der Schwefelsäureanlage, die undichte Stellen aufweist. "Schon 140 ml an Schwefelsäure reichen aus", so Betriebsleiter Martin Franksen, "um einen kritischen Ph-Wert zu erreichen. Das StUa will jetzt Bodenbereiche und Systeme auf dem Wege des zwangsweisen Vollzuges für 300 000 E reinigen lassen.
Das Dilemma ist offensichtlich. Die MHD-Betriebsführung ist für die Behandlung des Abwassers auf dem Gelände verantwortlich, kann die Werte ohne den Betrieb der Kläranlage aber nicht einhalten. Die Abwasserbehandlungsanlage, in der kein chemisch/physikalischer Prozess mehr stattfindet, betreiben die Wirtschaftsbetriebe.
So beantragte Dirk Hammes eine "Freistellung von den Einleitgrenzwerten" der Stadt. Ihm fehlt nicht nur die Technik, sondern auch das Geld. Die Stadt wiederum legte Widerspruch gegen die vom Land verfügte "Rückübertragung der Abwasserbeseitigungspflicht" auf die Stadt ein.
SANIERUNG / Aus EU-Mitteln soll Geld fließen, damit das hochbelastete Werksgelände künftig als Logistikfläche genutzt werden kann.
Stadt und Land sind beim Problemfall Sudamin-MHD in Wanheim einen sehr großen Schritt weitergekommen. Wie das NRW-Wirtschaftsministerium auf Anfrage erklärte, wurde gestern der Grundsatzbeschluss gefasst, 30 Millionen E aus EU-Mitteln für die Sanierung und Entwicklung des Werksgeländes als künftige Logistikfläche bereit zu stellen. Dies habe der Arbeitskreis Infrastruktur zwischen den Ministerien beschlossen. Die Stadt hatte dazu rechtzeitig einen Antrag vorgelegt.
Das Werksgelände der früheren Zinkhütte, die im Mai in Insolvenz ging, ist mit -zig Tausend Tonnen gefährlicher Stoffe und Rückstände belastet. In Gesprächen zwischen Insolvenzverwalter, Stadt, Bezirksregierung und Land (wir berichteten) konnten Zwischenlösungen gefunden und das verschmutzte und mit Schadstoffen belastete Grundstück von 20 ha gesichert werden.
Insgesamt spricht man im städtischen Umweltdezernat von Sanierungskosten, die auch Kauf und Sicherung der Deponie auf dem Gelände einschließt, von 49 Mio.E. (ama)
In der insolventen Metallhütte Duisburg schlummern viele Gefahrstoffe. Nur hinter dieser Tür aber herrscht Leere. (Foto: Geinowski)
Jeden Tag ein Türchen öffnen, hinter dem meist etwas Nettes steckt: Es ist Adventskalenderzeit! Auch die NRZ folgt dem Brauch - nur umgekehrt. An jedem Erscheinungstag finden Sie, liebe Leser, auf dieser Seite bis Heiligabend eine Tür, die zu bleibt. Sie werden sehen, warum...
Die Warnschilder signalisieren noch immer die potenzielle Gefahrenquelle, die so lange hinter der feuerroten Tür verborgen war. Nur wenige hatten Zutritt. Und wer hier herein kam, musste sich penibel an die Sicherheitsauflagen halten. Feine Sensoren überwachten die Luft.
Gut 25 Jahre war hinter der Doppeltür die Chlorierungs-Station der Zink produzierenden Sudamin Metallhütte Duisburg (MHD) in Wanheim untergebracht. Zwei Chlorfässer mit 500 Kilo Fassungsvermögen wurden hinter der Tür gelagert. Ein Fass mit dem hochgiftigen Chlorgas war stets im Gebrauch, das zweite war Reserve. "Über unterirdische Leitungen wurde das Chlor in die Anlagenteile gepumpt, in denen es benötigt wurde", erinnert sich Betriebsleiter Martin Franksen. Der Ingenieur kennt das komplette MHD-Gelände seit fast 30 Jahren und weiß auch, was sich heute hinter der roten Pforte verbirgt: "Nichts. Der Raum ist leer. Keine Fässer mehr - und keine Gefahr."
Weil MHD seit Mai, fast auf den Tag genau 100 Jahre nach der Gründung der Metallhütte, insolvent ist, kam seitdem Einiges ans Licht. Aktivkoks, Schwefelsäure, mit Schwermetallen kontaminierter Schlamm und manch andere "böse Überraschung" wurden auf dem Terrain entdeckt. Zuvor hatte es stets Vermutungen und Gerüchte gegeben, dass auf dem Gelände in Sachen Umweltschutz vieles im Argen liegt. Wirtschaftlich sowieso. Längst laufen Strafanzeigen. Noch immer lagern heute Gefahrenstoffe auf dem Gelände. Der Abtransport ist hochkompliziert und teuer.
Leer ist es dagegen hinter der roten Tür. "Das Chlorgas abzutransportieren war eine leichte Aufgabe", erinnert sich Franksen. Schon Mitte August wurde es abgeholt. Wenn alles gut läuft, verschwindet die Tür bald. Denn das MHD-Areal soll zur Logistikfläche ausgebaut werden. Bis dahin müssen allerdings noch viele Türen bei den Geldgebern, vor allem der EU, und Projektplanern aufgestoßen werden. (mh/NRZ)
Für politischen Wirbel hatte in der letzten Woche ein Dringlichkeitsbeschluss gesorgt. Mit ihm sollten Fördermittel der Europäischen Union von knapp 50 Mio Euro beantragt werden. Es ging um die Sanierung des verseuchten MHD-Geländes in Wanheim.
Die CDU hatte moniert, dass sich die SPD nicht in der Lage gesehen habe, den Dringlichkeitsbeschluss zu unterschreiben. Diese Weigerung der SPD, so meinte die CDU, sei in ihrer "Unverantwortlichkeit kaum mehr zu überbieten." Peter Ibe, CDU-Ratsherr aus Wanheim, meint: "Da die zuständige Arbeitsgruppe auf Landesebene bereits einen Tag später tagte, musste der Beschluss unbedingt noch am Vortag herbeigeführt und auf den Weg gebracht werden." Anderenfalls, so die CDU, wäre das Geld für Duisburg auf absehbare Zeit nicht mehr verfügbar gewesen und eine umfassende Sanierung des Geländes in weite Ferne gerückt. Ibe empfand das Verhalten der SPD als destruktiv.
SPD-Fraktionschef Herbert Mettler wies die Kritik der Christdemokraten als unverschämt zurück. Peter Ibe lenke auf dumm-dreiste Art vom Verwaltungschaos beim Umweltdezernenten Dr. Peter Greulich ab. Mettler: "Fakt ist, dass ein Tag nach der Umweltausschuss-Sitzung zur MHD-Problematik Dr. Greulich einem Ratsherrn der SPD mit Methoden, die man sonst nur von Drückerkolonnen kennt, eine Unterschrift abpressen wollte." Fakt sei auch, dass der SPD-Fraktion bis heute der Dringlichkeitsbeschluss weder bekannt sei, noch vorliege. Seit September sei der Verwaltung bekannt, dass für die Sanierung des MHD-Geländes Fördermittel bei der EU bereit stünden. Mettler: "Wenn der zuständige Dezernent es nicht schafft, innerhalb von zwei Monaten den Ratsgremien ordnungsgemäß einen Beschlussvorschlag vorzulegen, sondern anfängt, mit Dringlichkeitsbeschlüssen zu arbeiten, ist das zutiefst unseriös und zeugt von chaotischer Arbeitsweise."
Stichwort Dringlichkeit
05.12.2005 (Quelle WAZ online) Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...
OB Sauerland weist Kritik am Umweltdezernat zurück. Es ging um 50 Mio Euro. SPD verweigerte ihre Unterschrift
"Um Schaden von der Stadt abzuwenden, arbeiten im Fall MHD/Sudamin das Umweltdezernat sowie alle beteiligten Stellen der Stadt und des Landes unter einem hohen Zeitdruck", erklärte gestern OB Sauerland. Er reagierte damit auf den WAZ-Bericht "SPD: Dezernat arbeitet chaotisch", vom 6. Dezember. Innerhalb kürzester Zeit müssten Fördergelder gesichert werden, um Deponie und Gelände zu sanieren. Diese Situation erfordere schnelle Entscheidungen, so Sauerland. Immerhin gehe es um 50 Mio Euro. Von chaotischen Arbeitsweisen könne in keiner Weise gesprochen werden.
Der in die Diskussion geratene Dringlichkeitsbeschluss sei unter einem sehr hohen Zeitdruck zustande gekommen. Generell bestehe für die Bewältigung der Hinterlassenschaften von MHD/Sudamin ein Zeitrahmen, welcher in keinem Verhältnis zu der benötigten Zeit stehe. Bereits am 23. November tagte ein interministerieller Arbeitskreis, der über die Annahme des Antrages entscheiden sollte. Somit seien Mut und Schnelligkeit bei den Entscheidungsträgern der Stadt angesagt gewesen. Um Investitionsausgaben von rund 50 Mio Euro aus Steuermitteln zu veranschlagen, würde jedoch eine umfassende und exakte Vorarbeit benötigt - und diese benötige Zeit. So war ein bereits in überarbeiteter Fassung vorliegender Antrag am 17. November vorberaten und für gut befunden worden. Es standen darauf noch vier Tage, inklusive Wochenende, zur Verfügung, den komplexen Vorgang in eine Vorlage für die Konferenz des Verwaltungsvorstand am 22. November zu bringen. Daraus ging die Empfehlung des Rechtsdezernates hervor, den Antrag vorsichtshalber per Dringlichkeitsbeschluss auf den Weg zu bringen. Am gleichen Tag sei von der Verwaltungsspitze ein Mitzeichner aus der SPD gesucht worden, welcher traditionell einen Dringlichkeitsbeschluss mitzeichnet. Die Sozialdemokraten hätten sich dazu nicht in der Lage gesehen.
Letztlich habe der interministerielle Arbeitskreis den Antrag angenommen, nachdem die Grünen mitgezeichnet hätten.
SPD-Kritik am Dringlichkeitsbeschluss in Sachen MHD empört die Grünen. Kantel verlangt Entschuldigung
Auf heftige Kritik der Grünen sind Äußerungen von SPD-Fraktionschef Herbert Mettler gestoßen. Mettler hatte im Zusammenhang mit einen Dringlichkeitsbeschluss für Fördermittel für die Metallhütte (MHD) dem Umweltdezernenten Dr. Peter Greulich vorgeworfen, mit Methoden von Drückerkolonnen zu arbeiten und Unterschriften abpressen zu wollen. Grünen-Fraktionschef Prof. Dieter Kantel sprach daraufhin von schlechtem Stil und fehlender Kinderstube und verlangte eine Entschuldigung: "Offensichtlich hat sich SPD-Chef Mettler bei seinen Äußerungen nicht mehr unter Kontrolle." Ein Dringlichkeitsentscheid sei ein übliches Verfahren, dass nahezu in jeder Ratssitzung vorkomme, so Kantel. Im vorliegenden Fall wäre jedoch noch nicht einmal ein Ratsbeschluss zwingend notwendig gewesen. Denn es sei die ureigene Aufgabe der Verwaltung, für stadtpolitische eminent wichtige Vorhaben die notwendigen Fördermittel zu akquirieren. wäre grob fahrlässig," findet Kantel. "Der Dringlichkeitsbeschluss wurde auf Empfehlung des Rechtsdezernats gefasst, um auch die Politik mit einzubinden. Insbesondere wurde hier versucht, die SPD als Oppositionspartei mit an Bord zu holen, um den Beschluss auf eine breite Basis zu stellen." Denn dass man für die Stadt 50 Mio Euro einwerben wolle, dagegen könne man vernünftigerweise doch wohl nichts haben.
Befremdlich sei, so Kantel, dass SPD-Ratsherr Manfred Osenger zunächst den Dringlichkeitsbescheid unterschreiben wollte, dann aber nach Rücksprache mit der Fraktionsgeschäftsführung seine Ansicht geändert habe.
Quelle WAZ online Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...
Die Weichen für eine neue Zukunft auf dem MHD-Gelände wurden gestern im Rat gestellt. Er verabschiedete einen Förderantrag über 42,3 Mio E für den Werks- und 7 Mio E für den Deponiebereich. Die Stadt geht beim Abriss, der Sanierung und Entwicklung des ehemaligen MHD-Geländes von einer 80 % Förderung aus. Erwerben würde das Gelände die Duisport GmbH, die als Trägerin für den Umbau zum zukünftigen Logistikstandort auftritt.
Erwerber der Deponie wird die Stadt. Sie geht in ihrem Antrag von einer 100 % Förderung aus. Die Sanierung wird Jahre in Anspruch nehmen. Alle Flächen sind durch Blei, Zink, Cadmium und Arsen belastet. Nach Abschluss der Oberflächenabdichtung ist im hinteren Bereich eine Rekultivierung als Grünfläche vorgesehen. Sie soll langfristig Teil des neuen Grünzuges Biegerhof West werden. Südwestlich plant die Stadt durch den Ausbau eines Grünzuges am Angerbach die Anbindung zum Rhein.
Noch gibt es eine Menge von Fragezeichen, wie Umweltdezernent Peter Greulich im Rat erklärte. Mit Hilfe der EU-Mittel will die Stadt die riesigen Altlastenprobleme in den Griff bekommen. So muss nach Abschluss der Deponiesanierung auch das Grundwasser weiter saniert werden. Denn mit der Basis liegt die Deponie im Grundwasser, das also weiter mit Schadstoffen belastet wird. Nicht ganz unproblematisch könnte auch der Vertrag mit der Hafen Duisburg-Rheinhausen GmbH werden. Die Gesellschaft will nur für die Sanierungsaufwendungen aufkommen, die in einem Plan festgehalten sind. Auch von Haftungsansprüchen Dritter will sie freigestellt werden. Doch der Stadt bleibt kaum eine andere Wahl. Greulich: "Durch die Insolvenz ist uns die Sanierung des Geländes aufgezwungen worden. Unterschreiben wir die Freistellungserklärung nicht, würde Logport die Sicherung und den Umbau des Geländes nicht übernehmen." Greulich deutete an, dass gewisse Risiken bestünden und langfristig weitere, heute noch nicht kalkulierbare Kosten, auf die Stadt zukommen könnten.
SPD-Fraktionschef Herbert Mettler kritisierte die Informationspolitik der Verwaltung, die erst jetzt eine Vorlage präsentiere. Der Antrag der SPD auf transparente Darstellung des Sanierungsaufwandes im Haushalt wurde in den Beschluss mit aufgenommen. Hermann Dierkes von der Linkspartei forderte die Stadt auf, eine Gegenrechnung darüber aufzustellen, was die Eigentümer als Schuldige an diesem umweltpolitischen Desaster zu verantworten hätten."Umfang der Sanierung muss im Haushalt sichtbar sein"
12.12.2005 Von Klaus Johann (Quelle WAZ online) Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...
Wieder soll ein Industriegelände zum Logistikstandort werden: Nach Krupp Rheinhausen nun MHD Wanheim. (Archivfoto: Geinowski)
RATSSITZUNG / Große Einigkeit: Durch Landeshilfe von rund 40 Mio. E soll das hochbelastete Gelände in Wanheim zum Logistikstandort werden.
Im Mai hat die Zinkhütte Sudamin MHD in Wanheim Konkurs anmelden müssen - gestern beschloss der Stadtrat nach streitiger Debatte, dass die große Werksfläche an Hafen AG und Stadt gehen soll. Mit Hilfe des Landes, also des Steuerzahlers, soll das 26 ha große Grundstück saniert und danach als Logistikcenter ("Logport II") genutzt werden. Der Haken: Die Stadt nimmt die Deponiefläche und muss nach einer geförderten Aufarbeitung jährlich geschätzt 260 000 E für die Grundwasser-Sanierung leisten.
Hitzig ging es in der Debatte zu. Dabei erhob die SPD-Fraktion mehrfach den Vorwurf, in den letzten Wochen über den aktuellen Stand der Gespräche mit dem Land und über die finanziellen Risiken des Sanierungsmodells nicht ausreichend informiert worden zu sein. Fraktionschef Herbert Mettler: "Die ganze Informationspolitik zu MHD lässt sehr, sehr zu wünschen übrig." Mettler legte sechs Forderungen vor um zuzustimmen, darunter die, dass die Stadt keine finanziellen Bindungen eingehen dürfe, ehe nicht endgültige Förderzusagen da seien.
OB Adolf Sauerland war sichtlich um breite Unterstützung für die Lösung des großen Problems MHD interessiert. Und sorgte auch selbst für die Redebeiträge, denn aus der CDU-Fraktion gab es dazu keine Äußerung. Sauerland ließ Umweltdezernent Peter Greulich nicht nur den Forderungen der SPD weitgehend entsprechen ("ist vernünftig"), sondern auch die Fragen beantworten, die die SPD zu den ganzen Quer- und Abstimmungsgesprächen mit dem Land schon vor 14 Tagen gestellt hatte.
Während die FDP keine Zusage geben wollte, ehe nicht die Fördermittel vom Land klar feststehen würden, wies die Linke-OL Vorwürfe ans Umweltdezernat zurück und beklagte stattdessen, dass wieder einmal ein Unternehmen Schäden verursache und die öffentliche Hand diese beseitigen müsste. Die Grünen bekräftigten, hier sei seitens der Stadt mit offenen Karten gespielt worden. Nachdem die Linke-OL noch die Zusage bekam, dass die ganze Angelegenheit in einem Bericht festgehalten werde, gab es eine breite Zustimmung.
Der Dringlichkeitsantrag für die Landesförderung von gut 40 Mio. - bereits gestellt - wurde einstimmig gebilligt. Der Plan zur weiteren Nutzung der Fläche wurde bei Enthaltung der FDP angenommen. (ama)
12.12.2005 (Quelle NRZ Online) Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...
Mindestens 14mal hat die Lokalredaktion über MHD nach der Insolvenz berichtet. Selbst bei alarmierenden Schlagzeilen wie zum Beispiel "Dioxinbelasteter Koks in 2 500 Fässern", "Grenzwerte weit überschritten" oder "MHD-Gelände bleibt ein Pulverfass" sieht die Stadt nur ein kleines Problem bei MHD. Die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen scheint das Erbe nicht wirklich ernst zu nehmen. Besonders enttäuscht mich das Verhalten der Umweltpartei. Eine Partei, die aus taktischen und machtpolitischen Überlegungen alle Prinzipien, die Umwelt betreffend, zu vergessen scheint. Alle Duisburger, nicht nur die in unmittelbarer Nachbarschaft Wohnenden, müssen nun endlich verbindlich erfahren, wann mit der Entsorgung der MHD-Hinterlassenschaft begonnen wird und wie lange es dauert. Eckart Schneider Efeustraße 21
Beigeordneter Dr. Greulich: Fördergelder setzen engen Zeitrahmen. Kaum Zeit für eine Bürgerbeteiligung
Für Wanheim gibt es zwei gute und zwei weniger gute Nachrichten. Die Guten zuerst: Sehr gut stehen die Aussichten, dass die gefährlichen Hinterlassenschaften nach der Pleite der Sudamin-Metallhütte (MHD, wir berichteten) bis Ende 2008 ordnungsgemäß beseitigt und das Gelände saniert werden kann. Damit bestehen auch gute Aussichten, an ihrer Stelle neue Arbeitsplätze im Logistik-Sektor anzusiedeln, wobei der neue Logistikpark durch einen großzügigen Grüngürtel von der Wohnbebauung abgeschirmt würde. Und nun die weniger Guten: Die Wanheimer selbst werden dabei nur Zuschauer bleiben, denn für eine Vorgehensweise, die sie einbinden würde, fehlt die Zeit. Ungelöst bleibt zunächst auch, wie der vermutlich zunehmende Verkehr über Ehinger Straße/Mannesmannstraße/Uerdinger Straße künftig bewältigt werden soll.
Über diesen Sachstand informierte Umweltdezernent Dr. Peter Greulich die Bezirksvertretung Süd. Die jetzt zugesagten Fördermittel von Land NRW und Europäischer Union, so Greulich, seien mit der Auflage verbunden, dass das Areal Ende 2008 baureif sei. Von daher komme ein Bebauungsplanverfahren mit Bürgerbeteiligung, das alleine etwa solange dauern würde, nicht in Betracht. Stattdessen sollen die erforderlichen Baugenehmigungen im Einzelfall erteilt werden. "Der Gestaltungsspielraum ist relativ eng", so Dr. Greulich. Der Zeitplan sei ohnedies ehrgeizig, müssten doch zigtausende Kubikmeter teilweise hoch belasteten Materials in diesem Zeitraum abtransportiert werden. "Untersuchen - sanieren, neu versiegeln und entwässern", so umriss er die bevorstehenden Aufgaben. Erst in ein paar Monaten könne auf dem maroden Gelände der Abrissbagger anrollen.
Für Grunderwerb und Sanierung des Geländes der ehemaligen Zinkhütte werden 42,3 Mio Euro benötigt. Davon würden 80 % aus Fördermitteln finanziert. Den Eigenanteil steuert die Duisport GmbH bei, die dafür daraus den Logistikpark "Logport II" entwickelt. Vorbild dabei ist "Logport I", das ehemalige Krupp-Areal in Rheinhausen.
Auf rund sieben Mio Euro wird ferner die Sanierung der alten MHD-Werksdeponie an der Berzeliusstraße beziffert. Sie soll, gefördert zu 100 %, in das Eigentum der Stadt übergehen. Nach ihrer Abdichtung und Rekultivierung sollen Grünfläche und 25 000 Qua-dratmeter Gewerbegebiet darauf entstehen. mkw
27.01.2006 Quelle WAZ online Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...