Einen offenen Brief hat im Anschluss an das Politische Nachtgebet im März das ehemalige Mitglied im Ortsvorstand der IG Metall Duisburg Manfred Rhau an Oberbürgermeister Adolf Sauerland geschrieben.
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
mein Name wird Ihnen sicherlich nichts sagen. Ich war Teilnehmer des Politischen Nachtgebetes am 06. März, bei dem Sie unter anderem behaupteten, "dass die Dreckschleuder MHD jahrelang nichts für den Umweltschutz getan habe!"
Da ich durch meine langjährige Mitgliedschaft im Ortsvorstand der IG Metall sowie durch Gespräche mit meinen damaligen Betriebsratskollegen der MHD GmbH einen anderen Informationsstand hatte, ließen mir Ihre Äußerungen keine Ruhe. Ich führte deshalb mit Verantwortlichen der ehemaligen MHD Gespräche darüber, inwieweit Ihre Behauptungen zutreffend waren. Da inzwischen einige der Ansprechpartner nicht mehr in Duisburg tätig sind, benötigten diese Gespräche eine längere Zeit als erwartet, deshalb die späte Antwort. Bei meinen Nachfragen bezog ich mich auf den Zeitraum von 1995 - 2002, in dem Dr. Schneider alleiniger Geschäftsführer der MHD war.
Generell lässt sich sagen, dass während dieser Zeit jährlich etwa 5 - 6 Mio. Euro in das Unternehmen investiert worden sind, 1,5 - 2 Mio. davon dienten der laufenden Verbesserung des Umweltschutzes.
Im Zuge der Entwicklung der politisch gewollten Kreislaufwirtschaft, die, für die Kunden wirtschaftlich und zugleich umweltfreundlich ist, errichtete die MHD GmbH eine Anlage, mit der sich Filterstäube, vornehmlich aus der Stahlindustrie, direkt in den IS-Ofen einblasen ließen. Diese Stäube waren vorher auf Sondermüll- oder Untertagedeponien verbracht worden. Bei der Verarbeitung im Schachtofen ließen sich die in den Stäuben enthaltenen Dioxine völlig zerstören. Kosten der Anlage: etwa 5 Mio. Euro.
Im Jahre 1996 investierte MHD auf Druck des MURL in einen Dioxinfilter, der erste seiner Art, obwohl ein kostengünstigerer Nass-Filter vom RP schon genehmigt war. Kosten: rund 3,3 Mio. Euro.
Gemeinsam mit dem StUA wurde ein 45 Punkte umfassendes Programm zur Reduzierung von diffusen Quellen festgelegt, 43 davon wurden abgearbeitet. Strittig blieben die Einhausung des Erzlagerplatzes und die Schiffsentladestelle.
Die MHD GmbH hatte auf der Basis eines bei der DMT in Auftrag gegebenen Gutachtens die Beseitigung anderer Quellen und Flächen für sinnvoller und effektiver gehalten. Doch darüber wollte das Amt nicht diskutieren. Gegen diese Einhausung sprach außerdem die beabsichtigte Umstellung der Produktion auf Sekundärstoffe. Damit wäre eine Anlieferung per Schiff und die Lagerung im Freien entfallen.
Als größere Projekte mit umweltschutzrelevanten Gesichtspunkten sind weiterhin erwähnenswert: der Neubau einer elektrischen Gasreinigung für 5,5 Mio. Euro, ein neuer Anheizer zur Reduzierung des CQ2 Gehaltes im Gichtgas für 3 Mio. Euro, sowie die Einhausung des Transportbandes und Eckturmes der Heißbrikettierung für 0,4 Mio. Euro.
Weitere Maßnahmen wurden mir dem MURL abgestimmt. So gab es Pläne zur Grundwasser- und Haldensanierung. Die notwendigen Gelder von mindestens 25 Mio. Euro sollten aus dem Cashflow verwendet werden.
Einige der genannten Fakten und Projekte sind auch im Band 3 über Wanheim-Angerhausen: "Heimat zwischen Anger und Rhein" nachzulesen.
Aus der Zeit nach der Übernahme der Hütte durch Sudamin ist, den Umweltschutz betreffend, wenig zu berichten, denn die Umwelt wurde durch strafverdächtige Handlungen geschädigt. Nicht ohne Grund stellte der Betriebsrat im Mai 2005 einen Strafantrag gegen die Geschäftsführung. Wie Sie sich sicherlich denken können, war dies für den Betriebsrat kein leichter Schritt.
Vom ehemaligen Betriebsratvorsitzenden Peter Deml hörte ich, dass während des vorläufigen Insolvenzverfahrens gemeinsam mit der IG Metall und dem ehemaligen Geschäftsführer der Versuch unternommen wurde, das Unternehmen im Sinne einer positiven Kreislaufwirtschaft als Recyclingbetrieb weiter zu betreiben und dadurch eine Vielzahl der vorhandenen Arbeitsplätze zu retten.
Das war, damit sage ich Ihnen ja nichts Neues, von der Politik nicht mehr gewollt, denn viel zu schnell wurde das Logport-Projekt mit allen Zuschüssen präsentiert. Für mich war dies ein Zeichen, dass an dieser Lösung schon wesentlich länger gearbeitet worden ist.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Sauerland, eigentlich hatte ich von Ihnen erwartet, dass Sie, als erster Bürger dieser Stadt, die Leistung eines Betriebes und seiner Mitarbeiter, die zweifelsohne nicht gering waren, anerkennen, auch wenn dieser Betrieb einem neuen Nutzungskonzept weichen musste.
Von der Insolvenz der Sudamin MHD GmbH waren auch noch die Metall-Labor Duisburg GmbH sowie die Industrieservice Metallhütte GmbH betroffen. Rund 510 Mitarbeiter waren in diesen Unternehmen beschäftigt, etwa 80 fanden inzwischen einen neuen Arbeitsplatz. Die anderen sehen, in einer Stadt mit 40.000 Menschen ohne Arbeit, in eine düstere Zukunft.
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Rhau"
Teamarbeit ist wenn alle zusammen etwas tun ...